Stammbäume von über 250 Stadtzürcher Familien online

[Bibliothekar]

Wer in Zürich Familienforschung betreibt, hat vielleicht schon das altehrwürdige, bisher nur handschriftlich vorliegende «Promptuarium genealogicum» von Carl Keller-Escher (1851-1916) in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich benutzt: Darin finden sich auf über 3'000 Doppelseiten die Stammbäume und Abstammungslinien von mehr als 250 alten Stadtzürcher Familien von Aberli bis Zoller. Die Zentralbibliothek hat das Werk nun digitalisiert und auf der Plattform e-manuscripta.ch zur freien Benutzung aufgeschaltet. Hier die Links zu den sieben Einzelbänden:
Band 1 (A bis B), Band 2 (C bis F), Band 3 (G bis Holzhalb), Band 4 (H bis Lavater), Band 5 (Leemann bis Nüscheler), Band 6 (O bis Schulthess), Band 7 (Sp bis Z)

Da nicht alle die altertümliche Handschrift Keller-Eschers gleich gut lesen können, bietet die Zentralbibliothek am 2. Juli 2022 einen Workshop an, bei dem Genealoginnen und Genealogen sowie weitere lesekundige Interessierte ausgewählte Seiten gemeinsam entziffern. Die dabei entstehenden Transkriptionen werden dann neben den Bildseiten im Internet präsentiert. Wer mitmachen möchte, kann sich hier informieren und hier gleich anmelden.

[griffy]

Das ist ja sensationell! Besten Dank, Herr Bibliothekar!

Zum Promptuarium Genealogicum von Keller-Escher :

«Carl Keller 1851‒1916 studierte Pharmazie und wurde schon 1879 Kantonsapotheker. Hielt er sich in seinem Promptuarium oft fast wörtlich an Schweizer und vor allem an Hirschgartner, so hat er doch noch weitere Quellen herangezogen: er schöpfte aus Dürsteler, Eßlinger, aus gedruckten Werken zur Zürcher- und Schweizergeschichte. Aber diese Ergänzungen tragen mehr zufälligen als methodischen Charakter. Was sein Werk so beliebt macht, ist weniger die innere als die äußere Seite. Es ist sehr sauber und übersichtlich geschrieben und enthält von allen Sammlungen wohl am meisten biografische Notizen.»

Quelle: Ahnentafel Rübel-Blass, Textband, S. 130

[hhg]

... schliesse mich griffys Kommentar an!
Kleine Nachfrage - bei diversen Einträgen lese ich den Zusatz ... ward Bürger + Zftl. ... ich vermute, eine Abkürzung für Zünftler, zumal ja meistens gefolgt von zur Schuhen, Zimmerltn. und anderen Handwerksberufen oder -produkten - und einer Jahreszahl.
Interpretiere ich richtig, dass die jeweilige Person in dem angegebenen Jahr sowohl Bürgerrecht als auch Mitgliedschaft in einer Gilde erworden hat? War Zunft-Zugehörigkeit vielleicht sogar Voraussetzung zur Einbürgerung?

[Peter.D]

Ja, Bürgerrecht und Zunftmitgliedschaft waren zu jener Zeit untrennbar miteinander verbunden. Die Zünfte waren auch Wahlorgan für die oberen Behörden, ohne Zunft hätte ein Bürger sein Wahlrecht gar nicht ausüben können.
Das war auch in anderen Städten mit Zunftregime bis zur Revolution so.

Peter

[hhg]

Danke, Peter! Hättest du (oder jemand anderes) auch noch einen Gedanken zu Folgendem:

Zwei Söhne, geboren 1581 und 1583, werden (1611 bzw. 1613) ca. 20-jährig als Bürger/Zünftler aufgenommen.
Beim Vater (Herkunftsort Wald, leider kein Geburtsjahr) ist das "Eintrittsjahr" 1575.

Wie plausibel ist auch für ihn ein Alter um die Zwanzig zu unterstellen - oder muss man die Möglichkeit von "Spätberufenenen", "Bummelstundenten" oder sonstigen Umständen in Betracht ziehen, um erst in deutlich höherem Lebensalter zu Bürgerrecht und Zunftmitgliedschaft zu kommen?

[dz]

Wo findet man in diesem mehrbändigen Werk die Namen, welche mit "S" anfangen (außer Sp und Sch) ?

Dirk

[Bibliothekar]

@dz:
Die wenigen Namen mit "S" wie v. Salis, Stapfer, Steiner oder Stucki finden sich vor Sch bzw. nach Sp, an der alphabetisch richtigen Stelle, in Band 6 und 7.

Es ist vielleicht noch wichtig zu bemerken, dass Carl Keller-Escher die vorliegende Sammlung in dieser Form nicht für eine Veröffentlichung vorgesehen hatte - sie diente ihm als privates Nachschlagewerk. Daher fehlen manche Familien auch ganz (oft bedeutende wie die Hirzel) oder sind nur kurz erwähnt. Manchmal gibt es zu hier fehlenden Familien übrigens separate (gedruckte) Publikationen von Keller-Escher, wie etwa zur Familie Escher vom Glas.
Man sieht besonders dem siebten Band an, dass er etwas unfertig wirkt: Carl Keller-Escher hätte hier wohl noch weitergearbeitet, ist aber 1916 gestorben. Seine Witwe hat die Bände dann 1917 der Zentralbibliothek Zürich geschenkt.

[dz]

Danke.

Dirk