Kalenderumstellung im Toggenburg
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Kalenderumstellung im Toggenburg
Den Unterschied zwischen Julianischem und Gregorianischem Kalender setze ich in diesem Forum als bekannt voraus - wer sich nicht sicher ist, kann z.B. in der Wikipedia nachlesen. In katholischen Gebieten wurde die Umstellung in der Regel "zeitnah" (meistens vor 1585) vollzogen, in reformierten Gegenden später: in Ausserrhoden[§] und der Stadt St.Gallen z.B. 1724, in manchen Gemeinden Graubündens erst 1812. Wie sah es im gemischt-konfessionellen Toggenburg aus? In katholischen Gemeinden (vermute ich jetzt einmal) auch kurzfristig - aber wann in reformierten Gemeinden (zwar unter der Herrschaft des Fürstabtes, aber eben reformiert)? Um die Sache zu komplizieren - was war die Situation in gemischt-konfessionellen Gemeinden ... zwei unterschiedliche Kalender innerhalb einer Gemeinde? Bisher habe ich noch in keiner Quelle Angaben zu dieser Problematik gefunden - jegliche Hinweise wären nützlich.
[§] Nachtrag: 1724 stimmt für Appenzell Ausserrhoden nicht - siehe Kalenderreform in Appenzell.
[§] Nachtrag: 1724 stimmt für Appenzell Ausserrhoden nicht - siehe Kalenderreform in Appenzell.
Wolf Seelentag, St.Gallen
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Hallo Wolf, der Landrat im Toggenburg hat bereits 1584 den neuen Kalender für die ganze Landschaft eingeführt. Gemäss Karl Wegelin (S. 177) gibt es dazu ein Mandat vom gleichen Jahr.
Schon allein aufgrund der einheitlichen Gerichtsbarkeit wären zwei verschiedene Kalender nebeneinander kaum möglich gewesen.
Peter
Schon allein aufgrund der einheitlichen Gerichtsbarkeit wären zwei verschiedene Kalender nebeneinander kaum möglich gewesen.
Peter
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Kalenderumstellung in Niederuzwil
Deswegen habe ich ja so meine Zweifel - aber schaust Du Dir, bitte, einmal Hugentobler von Algetshausen/Uzwil an?
Wolf Seelentag, St.Gallen
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Grüezi Lesende,
nach Franz Egger, Die Kalenderreform von 1582, Zankapfel der Konfessionen, in Familienforschung Schweiz, Jahrbuch 2004, S. 136–151, erfolgte die Umstellung in:
• St. Gallen-Stift/Fürstenland am 11.1./22.1.1584
• St. Gallen-Stadt am 1.1/13.1.1724
Bochtella
nach Franz Egger, Die Kalenderreform von 1582, Zankapfel der Konfessionen, in Familienforschung Schweiz, Jahrbuch 2004, S. 136–151, erfolgte die Umstellung in:
• St. Gallen-Stift/Fürstenland am 11.1./22.1.1584
• St. Gallen-Stadt am 1.1/13.1.1724
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
• St.Gallen-Stift(sbezirk) war katholisch - also wurde mit nur kurzer Verzögerung 1584 umgestellt.
• Fürstenland war auch strikt katholisch - also wurde mit nur kurzer Verzögerung 1584 umgestellt.
Wenn das Fürstenland explizit genannt wird, würde ich erwarten, dass auch das gemischt-konfessionelle Toggenburg hier erwähnt wird (sofern 1584 auch hier galt) ... wird es aber nicht .
Wolf Seelentag, St.Gallen
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Wegelin gilt m.W. als sehr zuverlässig. Das von ihm zititierte Mandat dürfte sich im Stiftsarchiv befinden.
Das heisst nun aber nicht, dass sich alle reformierten Gemeinden daran gehalten hatten. Im Toggenburg gab es ja bis mindestens 1712 über jedes Detail erbitterte Streitereien - bis hin zur Frage wem das Gras auf dem Kirchhof zusteht, die bis vor die Tagsatzung gezogen wurde ...
In der Arbeit über den von den Zürchern 1712 dem Abt entwendeten Globus wird zitiert:
Egger, Franz (2004). Die Kalenderreform von 1582 – Zankapfel der Konfessionen. In: Jahrbuch / Schweizerische Gesellschaft für Familienforschung 31 (2004), S.136–151.
Vielleicht finden sich in dieser Arbeit weitere Einzelheiten zu Wolfs sehr berechtigter Frage.
Peter
Das heisst nun aber nicht, dass sich alle reformierten Gemeinden daran gehalten hatten. Im Toggenburg gab es ja bis mindestens 1712 über jedes Detail erbitterte Streitereien - bis hin zur Frage wem das Gras auf dem Kirchhof zusteht, die bis vor die Tagsatzung gezogen wurde ...
In der Arbeit über den von den Zürchern 1712 dem Abt entwendeten Globus wird zitiert:
Egger, Franz (2004). Die Kalenderreform von 1582 – Zankapfel der Konfessionen. In: Jahrbuch / Schweizerische Gesellschaft für Familienforschung 31 (2004), S.136–151.
Vielleicht finden sich in dieser Arbeit weitere Einzelheiten zu Wolfs sehr berechtigter Frage.
Peter
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Wer kennt entsprechende Einträge aus anderen Toggenburger Kirchenbüchern - und kann hier darüber berichten?Wolf hat geschrieben: ↑Markus hat mir Kopien aller Seiten des Ehebuches von Niederuzwil 1631-1682 zugeschickt. Der obige Eintrag vom 01.02.1632 ist der erste Heiratseintrag. Der zweite Eintrag beginnt "Item selbigen tags vor der newen lichtmeß ...". Dann folgt "12. Februar 1633" mit überstrichener 12 ... die nächsten Einträge haben das Format wie "22/12. Jenner 1634". Der erste Eintrag auf der 2.Seite ist datiert "2. Hornung 1642" - danach folgen Einträge sowohl mit nur einem wie zwei Datumsangaben. Die Doppeldaten werden danach relativ immer weniger - bis zum letzten Doppeldatum aus dem Jahre 1674.
Wir befinden uns hier also eindeutig in einer Umstellungsphase. Um festzustellen, ob die Umstellung schon vor 1632 begonnen hatte, müsste das vorangehende Kirchenbuch kontrolliert werden.
Wolf Seelentag, St.Gallen
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Jakob Kuratli (vom Stiftsarchiv) verweist mich dankenswerterweise auf die Publikation Zeitrechnung zu Erörterung der Daten in Urkunden für Deutschland aus dem Jahre 1787. Darin heisst es zum Toggenburg:
----------------Der katholische Theil bedient sich des Gregorianischen, der protestatische des Alten.
Das Dokument vom 22. Januar 1584 befindet sich im Stiftsarchiv St.Gallen (Rubr. 85, Fasz. 21).
Wolf Seelentag, St.Gallen
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Kalenderumstellung in Wattwil SG
Im Beitrag Wäspi von Krinau SG werden Doppeldaten in reformiert Wattwil für den Zeitraum 1629 (erste Kindstaufe des Elternpaares) bis 1632 angegeben, ab 1635 dann nicht mehr.
Wattwil war gemischt-konfessionell. Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass für obrigkeitliche Vorgänge (Gerichtsbarkeit etc.) gemäss Anweisung von 1584 der Gregorianische Kalender verwendet wurde - innerhalb der reformierten Pfarrei aber das Julianische Datum jeweils vorangestellt wurde.
Wattwil war gemischt-konfessionell. Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass für obrigkeitliche Vorgänge (Gerichtsbarkeit etc.) gemäss Anweisung von 1584 der Gregorianische Kalender verwendet wurde - innerhalb der reformierten Pfarrei aber das Julianische Datum jeweils vorangestellt wurde.
Wolf Seelentag, St.Gallen
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Kurt Aerne hat mir freundlicherweise aus dem Toggenburgischen Genealogienwerk ("Wickli-Kartei") die Zeiträume herausgesucht, während derer bei Kirchenbucheinträgen jeweils 2 Daten (Julianisch und Gregorianisch) angegeben wurden. Dass es tw. Unterbrechungen dieser Praxis gab, dürfte auf verschiedene Einstellungen des jeweiligen Pfarrers zur Frage hindeuten.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Wolf Seelentag, St.Gallen
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
In evang. Kirchberg SG und evang. Lütisburg SG findet man Doppeldaten zwischen 1634-1637 und 1657-1682.
Die Daten befinden sich gemischt im gleichen Buch.
Die Daten befinden sich gemischt im gleichen Buch.
Markus Frick, Unterbazenheid
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Wenn man die von Wolf und Markus eingestellten Daten vergleicht, kommt man tatsächlich zum Schluss, dass es sich um eine Mode des jeweiligen Pfarrers gehandelt hat. Wenn die evangelische Synode eine Anordnung getroffen hätte, wäre die Praxis wohl einheitlicher gewesen. Vor 1712 konnte sich die Synode das jedoch auch kaum erlauben, da sie sonst gegen das Mandat des vom Fürstbischof eingesetzten Landrats verstossen hätte.
Interessant ist auch, dass wenige Pfarrer sogar noch nach 1700 beide Daten einschrieben, obwohl ja die meisten evangelischen Kantone den Wechsel vom 31.12.1700 auf den 12.1.1701 vollzogen hatten. Vielleicht stammten diese Pfarrer aus einem der ''dissidenten" Stände AR, GR, GL oder der Stadt St. Gallen.
Ich habe auch einmal gelesen, dass sich der Abt in Basel darüber beschwert hätte, dass einer der vielen Basler Pfarrer im Toggenburg noch im 17. Jh. den alten Kalender verwenden würde.
Peter
Interessant ist auch, dass wenige Pfarrer sogar noch nach 1700 beide Daten einschrieben, obwohl ja die meisten evangelischen Kantone den Wechsel vom 31.12.1700 auf den 12.1.1701 vollzogen hatten. Vielleicht stammten diese Pfarrer aus einem der ''dissidenten" Stände AR, GR, GL oder der Stadt St. Gallen.
Ich habe auch einmal gelesen, dass sich der Abt in Basel darüber beschwert hätte, dass einer der vielen Basler Pfarrer im Toggenburg noch im 17. Jh. den alten Kalender verwenden würde.
Peter
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Sternzeichen in Lütisburg
In den Taufeinträgen im KB Lütisburg ist mir aufgefallen, dass um 1650 der Pfarrer das Sternzeichen mit angibt. z.B. 25.02.1649 Zeichen Löwen, oder 09.09.1649 im Zeichen der Waage oder 17.02.1651 Steinbock. DIe Daten passen aber nicht zu der heute glaufigen Einteilung.
Hat das ggf. etwas mit der Kalenderumstellung zu tun?
Hat das ggf. etwas mit der Kalenderumstellung zu tun?
Michael Steuer
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Re: Sternzeichen in Lütisburg
Kann ich mir kaum vorstellen: Lütisburg war ja katholisch - da war die Kalenderumstellung doch eigentlich längst durch.
Wolf Seelentag, St.Gallen
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Hallo Michael, sind die Bildchen eindeutig als Tierkreiszeichen erkennbar? Einige Pfarrer haben auch für den Wochentag ein Symbol verwendet, das von unserem Planetensystem herrührt.
Siehst du irgendwo einen Halbmond (Montag), das Symbol für Mars (Dienstag) oder z.B. das Symbol für Venus (Freitag)? Diese Symbole sind in der Regel recht gut zu identifizieren.
Peter
Siehst du irgendwo einen Halbmond (Montag), das Symbol für Mars (Dienstag) oder z.B. das Symbol für Venus (Freitag)? Diese Symbole sind in der Regel recht gut zu identifizieren.
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Nein, es sind keine Bildchen, es ist in Textform.
Michael Steuer
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Das ist mir noch nie begegnet! Aber die Einträge sind schon lateinisch, da es sich ja offensichtlich um eine katholische Pfarrei handelt?
Was ich mir noch vorstellen könnte, ist dass der Pfarrer die Zeit der Geburt mit dem astrologischen Aszendenten umschrieben hat; die Zeit wäre dann so etwa um 2 Stunden genau. Vielleicht war er klassischer Astrologie-Fan ...
Peter
Was ich mir noch vorstellen könnte, ist dass der Pfarrer die Zeit der Geburt mit dem astrologischen Aszendenten umschrieben hat; die Zeit wäre dann so etwa um 2 Stunden genau. Vielleicht war er klassischer Astrologie-Fan ...
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Hallo Peter und die anderen
Ich habe nochmals nachgeschaut. Es handelt sich um den Pfarrer Johann Georg Schreck, der dies bei allen Taufen ausser dreien in deutsch angibt. Im Ehe- und Sterbebuch fehlen die Bemerkungen.
Ich habe nochmals nachgeschaut. Es handelt sich um den Pfarrer Johann Georg Schreck, der dies bei allen Taufen ausser dreien in deutsch angibt. Im Ehe- und Sterbebuch fehlen die Bemerkungen.
Michael Steuer
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Re: Kalenderumstellung im Toggenburg
Hallo
Dieses Thema ist zwar schon lang her, möchte doch noch meine Feststellungen aus der Toggenburger Gemeinde Mogelsberg mitteilen.
vom Jahr 1695 bis ins Jahr 1709 schrieb der Pfarrer immer zwei Datum auf, dank dem Vermerk "an einem Sonntag", hab ich dies mit einem Julianischen Kalender überprüft. Oben schrieb er das Gregorianische Datum, unten das Julianische Datum. Ab 1709 wechselte der Pfarrer und die Darstellung, sowie auch vor 1695. Wie Peter schrieb:
gruss urs
Dieses Thema ist zwar schon lang her, möchte doch noch meine Feststellungen aus der Toggenburger Gemeinde Mogelsberg mitteilen.
vom Jahr 1695 bis ins Jahr 1709 schrieb der Pfarrer immer zwei Datum auf, dank dem Vermerk "an einem Sonntag", hab ich dies mit einem Julianischen Kalender überprüft. Oben schrieb er das Gregorianische Datum, unten das Julianische Datum. Ab 1709 wechselte der Pfarrer und die Darstellung, sowie auch vor 1695. Wie Peter schrieb:
Würde ich daher seine Theorie unterstützen, dass der einzelne Pfarrer selber entschieden hat welcher Kalender er verwendet.Wenn man die von Wolf und Markus eingestellten Daten vergleicht, kommt man tatsächlich zum Schluss, dass es sich um eine Mode des jeweiligen Pfarrers gehandelt hat. Wenn die evangelische Synode eine Anordnung getroffen hätte, wäre die Praxis wohl einheitlicher gewesen. Vor 1712 konnte sich die Synode das jedoch auch kaum erlauben, da sie sonst gegen das Mandat des vom Fürstbischof eingesetzten Landrats verstossen hätte.
Interessant ist auch, dass wenige Pfarrer sogar noch nach 1700 beide Daten einschrieben, obwohl ja die meisten evangelischen Kantone den Wechsel vom 31.12.1700 auf den 12.1.1701 vollzogen hatten. Vielleicht stammten diese Pfarrer aus einem der ''dissidenten" Stände AR, GR, GL oder der Stadt St. Gallen.
gruss urs
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
urs schocher, "haimweh bünder"
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