Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

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Bochtella
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Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bochtella » Sa 13. Feb 2016, 22:28

Grüezi Lesende,

In der Mitte des 14. Jh. scheint erstmals der Familienname Jenisch / Ihenisch im Raum Augsburg auf. Wikipedia.
Bis jetzt konnte ich trotz intensivem recherchieren zur Bedeutung/Etymologie dieses Familienamens nichts finden.
Für jede noch so kleine Hilfestellung zum Voraus den besten Dank.

Bochtella



haraldthomas72
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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von haraldthomas72 » Sa 13. Feb 2016, 22:37

https://de.wikipedia.org/wiki/Jenische

Hallo Bochtella,

könnte auch eine abwertende Bezeichnung für jeglich fahrendes Volk damals gewesen sein, dann wird es schwierig weiter zu forschen.

Gruß Harald



Bochtella
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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bochtella » Sa 13. Feb 2016, 23:00

Grüezi Harald,

vielen Dank für den Beitrag.
Die Seite Jenische bei Wikipedia kenne ich.
Ich forsche nicht konkret zur Familie Jenisch, sondern bin lediglich an der Bedeutung/Etymologie dieses Familienamens interessiert.
Kann mir aber schlecht vorstellen, dass die sehr einflussreiche Familie Jenisch / Ihenisch, die sich vom Raum Augsburg verbreitet hat, auf eine nicht sesshafte Familie zurückgeht.

Vielleicht gibt es Familienforscher mit diesem Namen, die dazu etwas beitragen könnten.

Mit guten Wünschen,
Bochtella



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Felber » Mo 15. Feb 2016, 18:22

Guten Abend Bochtella

Könnte der Name evtl. mit dem Namen Johannes (Jenni) zusammenhängen?

Mit freundlichen Grüssen

Olivier Felber



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bochtella » Mo 15. Feb 2016, 21:24

Grüezi Oliver,

für diesen Lösungsansatz vielen Dank.

Mit guten Wünschen,
Bochtella



Bochtella
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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bochtella » Do 25. Feb 2016, 14:07

Grüezi Lesende,

könnte allenfalls der Familienname Jenisch / Ihenisch auf den Namen der Stadt Jena zurückgehen, dessen Ursprung allerdings noch nicht abschliessend geklärt ist?

Dazu:

• Die Herkunft des Stadtnamens Jena bei Wikipedia.

• 1591 des Jenischen Colloquii bzw. das Colloquii zu Jena, in Ioh: Geori Werdenstein, Histori dess Sacramentstreits, Darinnen klärlich aussgeführet wirdt … 1591, S. 27.

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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Faeberer » Mi 28. Feb 2018, 17:36

Seltsamerweise ist die doch bedeutende deutsche Handelsfamilie zumindest in der online-Version des deutschen Familiennamenbuchs nicht enthalten.
Dort finde ich zu lautähnlichen Familiennamen wie «Janis» durchgehend den etymologischen Verweis zu Rufname Johannes und als sprachliches Verbreitungsgebiet deutsch tschechisch slowakisch polnisch. (1)
Zwar wird in Diskussionen schnell und oft heftig abgestritten, dass die Familie Jenisch und die jenische Volksgruppe etwas miteinander zu tun haben könnten. Mir scheint aber, dass aus lauter Angst «mit in den Schmutz gezogen werden» zu können dabei ein entscheidender Fehler gemacht wird: die Distanzierung bezieht sich auf genealogische Verwandtschaft (Blutsverwandtschaft) und lässt ausser Acht, dass es sprachhistorische Verwandtschaften geben könnte.
Immer wieder wird ein Bezug zur Stadt Jena angeführt. Originellerweise scheint die Stadt selbst ähnliche Probleme zu haben wie die Familie Jenisch. Wikipedia widmet dem Thema «Herkunft des Stadtnames» ein ordentliches Kapitel (2). Auch hier taucht die Johannesvariante auf. Doch könnte nicht gerade die germanisch-deutsche Variante sowohl für die Stadt als auch die Familie und die Volksgruppe interessant sein? Zitat Wikipedia: «Möglich ist die Ableitung vom althochdeutschen gang mit den Bedeutungen Gang, Weg oder Strecke». Die Familie Jenisch wird in Wikipedia (und andernorts) ja ausdrücklich als Kaufmannsfamilie bezeichnet (3) und wird deshalb wohl nicht erst mit ihrer Ausdehnung zu den Hansestädten durchaus auch etwas mit (Handels-)Wegen und der Landstrasse zu tun haben.
Für die jenische Volksgruppe wird seit ungefähr 100 Jahren von Linguisten übereinstimmend, aber nicht ohne Vorbehalt, den Sprachnamen und seine Ableitung für eine Sprechergruppe aus dem Romanes von „džan“ (Wolf) bzw. „džin“ (Matras) für „wissend“ abgeleitet. Ich wage dabei zu vermuten, dass einseitig nach einer Verwandtschaft mit den Sinti und Roma gesucht wurde und andere Sprachbezüge dabei aus dem Fokus gerieten. Eine erste Erwähnung der Stadt Jena liegt aus der Zeit von 830 bis 850 vor. Der Familienname Jenisch ist erstmals Mitte des 14. Jahrhunderts in Augsburg nachweisbar (Bartolomäus Jenisch, geb. 1349). Die heute als Sinti und Roma bezeichneten Gruppen tauchen in den deutschsprachigen Chroniken als «Heiden« oder «Zigeuner» jedoch erst im 15. Jahrhundert auf.
Schweizerdeutsch werden die Jenischen auch oft «jänisch» genannt. Im Schweizerdeutschen Idiotikon finde ich zu «Jan, jen, jin, jon, jun, bzw. jann usw.» mehrere Einträge (4). Spannend bezüglich der ja nicht als gleichberechtigte Bürger anerkannten Jenischen finde ich bereits den Eintrag
1.a) «schmaler Streifen Landes, Stück eines Ackers, [...] nicht bleibend und sichtbar abgeteilt, sondern nur zur Vornahme einer Arbeit auf demselben [...] einer oder mehreren Personen für ein Mal zugeteilt
2.a) »Er ist ume mit dem Jon» = «er hat der Reihe nach Alles gemacht, Alle besucht, Alle in Anspruch genommen», was m.E. durchaus auch auf die Handelsreise der Jenischen bezogen werden könnte.
«jänlen» in der Bedeutung 2: «einen Landstrich, eine Gegend absuchen, der Kehrordnung nachgehen»
Die schweizerische Landestopografie weist auf ihren Karten oberhalb von Staldenried (VS) eine Siedlung namens «Jänischhüs» aus (5). Die Wahrscheinlichkeit, dass diese ausser dem Namen eine direktere Verwandtschaft zur Stadt Jena oder der deutschen Familie Jenisch hat, ist wohl nahezu Null. Noch kleiner dünkt mich die Wahrscheinlichkeit, dass die Walliser ihren Flurnamen aus dem Sanskrit oder dem Romanes entlehnt haben. Jedoch wird sich hier mit allergrösster Sicherheit ein Bezug zu den Einträgen im Schweizerdeutschen idiotikon herstellen lassen.
Es ist Zeit, dass Linguisten, Etymologen, Sprachhistoriker, Genealogen, Lokalhistoriker über ihre Schatten springen und gemeinsam der Herkunft des Wortes "jenisch" nachgehen - ein Wort, das seit dem 9. Jahrhundert zum Orts-, Familien- und Volksname wurde.
Venanz Nobel

(1) http://www.namenforschung.net/dfd/woert ... 19125902f8
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Jena#Herk ... tadtnamens
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Jenisch_(Familie)
(4) https://www.idiotikon.ch/Register/faksi ... &lemma=Jān
(5) https://s.geo.admin.ch/79088e0f55



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bochtella » Mi 28. Feb 2018, 20:05

Grüezi Faeberer,

interessant ist die Flurbezeichnung Jänischhüs im Weiler Gspon in der Oberwalliser Gemeinde Staldenried.

Gemäss dem Schweizerischen Idiotikon, Bd. 4, Spalte 45, bedeutet jänisch = toll, unsinnig (z. B. sich geberden).

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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bochtella » Do 1. Mär 2018, 10:33

Grüezi Faeberer,

Prof. Dr. Iwar Werlen, Projektleiter des Oberwalliser Orts- und Flurnamenbuches, scheibt auf Anfrage zum Jänischhüs im Weiler Gspon der Oberwalliser Gemeinde Staldenried:
Bei uns ist der älteste Beleg von 1678 "beÿ Jaus (/Jans?) Haús" und der zweitälteste Beleg 1704 "bei Jans Haus".
Den vorangestellten Genitiv auf -isch haben wir erstmals 1816 "zum Genischhaús" (G wird häufig für J geschrieben) und 1859 "ze Jenschhaus". Es handelt sich also um einen früheren Besitzernamen Jan (wohl Ableitung von Johannes) im Genitiv: "bei des Johannes Haus".

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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Spitalstr » Mi 14. Mär 2018, 01:48

Hallo zusammen,

auch ich interessiere mich für die Bedeutung des Wortes Jenisch, bzw für die Geschichte der Jenischen.
Beim Lesen Eurer Beiträge und Links habe ich mir so meine Gedanken gemacht und noch ein bisschen weiter geforscht.

Als Erstes ist mir aufgefallen, dass man bei so einem Thema auf die Betrachtungsweise aufpassen muss.
Es geht hier angefangen vom Ursprung des Namens Jena um mindestens 3 Epochen ( Mittelalter, Frühe Neuzeit und Neuzeit ). Unter Umständen könnte noch die Antike dazu kommen.
Z.B "nicht sesshafte Familie" ist ein bürgerlicher Begriff der Neuzeit, und "fahrendes Volk" war vor der Neuzeit nicht grundsätzlich mit abwertendem Beigeschmack.
Man bedenke bis zum Ende des Mittelalters war der Kaiser selber mit seinem Tross ein Fahrender. Und Waren, Neuigkeiten und Nachrichten sind noch nie vom Himmel gefallen.

Also das Erste was mir aufgefallen ist, war bei der Erklärung des Stadtnamens Jena:
"Schauer selbst (und später auch der Lokalforscher Herbert Koch) sieht die Lösung im Keltischen, insbesondere im Wort gen, das für Mund und im übertragenen Sinne für Mündung steht, wobei auf die mundförmige Gestalt Jenas durch den Talkessel bzw. im Falle Kochs auf einen Zusammenfluss zweier Gewässer, dem Leutra-Bach zusammen mit der Saale, verwiesen wird. Hiergegen wird vor allem eingewandt, dass die Kelten nie im Ostthüringer Raum gelebt haben."
https://de.wikipedia.org/wiki/Jena#Herk ... tadtnamens

Beachtenswert ist, dass es 30 km weiter noch Großjena gibt, ein Stadtteil von Naumburg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fjena
"Der Ort wurde 1002 erstmals als Gene, später auch Wendischenjena erwähnt.....
Großjena gehört als einer der Hauptorte einer seit Jahrtausenden bewohnten Siedlungskammer mit den in der Aue einander kreuzenden Wegen „Via Regia“, von der heute unbekannten Furt vor dem ehemaligen Zusammenfluss von Saale und Unstrut am Lauscheberg kommend......"
Also wieder ein Zusammenfluss von zwei Flüssen.
Die Himmelsscheibe von Nebra ist in der Nähe gefunden worden, und das Sonnenobservatorium von Goseck ist da auch irgendwo.
Eulau ist archäologisch auch bedeutend.
Überhaupt diese Gegend Jena - Naumburg hat eine archäologische Funddichte bis zum Hohen Mittelalter, die seinesgleichen suchen muss in Deutschland.
Es scheint da oben ein antikes bis frühmittelalterliches Handelszentrum gegeben zu haben.
Könnte an den Wasserscheiden liegen die es da oben gibt.
In der Region gibt es einen Nord-/Ostsee Übergang, und auch eine Rhein-Elbe-Wasserscheide.

So jetzt wieder zu dem keltischen Wortstamm
gen-gene-jena
Natürlich haben die Kelten da oben nicht gesiedelt.
Aber inzwischen geht man ja auch nicht mehr von einem einheitlichen Volksstamm bei den Kelten aus, sondern eher von einem Handelsnetz das sich über die Jahrhunderte ausgebreitet hat.
So eine Art EU der Antike.
Worauf ich noch hinweisen möchte ist das Grossjena auch Wendischenjena genannt wurde. Der Wortstamm der Wenden, Windischen, Veneter und auch Wendland ist bis jetzt noch nicht geklärt, und bis vor ein paar Jahren wurde er noch als keltisch gehandelt. Heute heisst es er sei sorbisch.
Aber auch hier finde ich muss man die Epochen unterscheiden.
Die Kelten sind aus der Antike, und die Sorben haben als Familienverbände ab dem frühen Mittelalter dort gesiedelt.

Dass die Kelten weit unterwegs waren zeigt ein Fund in Polen:
"Eine der in diesem Sachzusammenhang bedeutendsten archäologischen Entdeckungen ist der so genannte Bernsteinschatz von Wrocław-Patrynice mit einem Gesamtgewicht von 2.750 kg, darunter rund 1.500 kg Rohbernstein. Dass es sich hierbei um Handelsware gehandelt hatte, war u.a. daran erkennbar, dass die Stücke der Größe nach sortiert waren. Die Fundstücke stammen vermutlich aus dem 1. oder 2. Jahrhundert v. Chr. und werden mit keltischen Stämmen in Verbindung gebracht."
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernstein ... te_note-10

Also, dass das keltische Gen zu Jena wurde, kann ich in diesem Zusammenhang verstehen.
Und wenn das Gen, wie immer es auch ausgesprochen wird, ein Zusammenfluss zweier Flüsse ist, dann könnte es auch der Wortstamm für die Jenischen sein.
Die Kelten zählt man zu den indo-germanischen Völker, und in Indien leben bis heute die Tierkörper verarbeitenden Bevölkerungen ausserhalb. Wahrscheinlich an einem Fluss, vielleicht auch an einem
Zusammenfluss von 2 Wasserläufen. Denn für die Arbeit braucht man viel Wasser und am anderen Wasserlauf könnte man das Wasser holen, dass man für die Nahrung braucht.
Und unsere Abdecker bzw Wasenmeister haben bis in die Neuzeit zu den Jenischen gehört.
Für das 10. Jahrhundert ist belegt, dass die Metzger am Fluss arbeiteten. Wahrscheinlich auch die Kürschner.
Und Handel und Transport von Tieren ist auch schon in keltischer Zeit da gewesen.
Auf der Heuneburg wurden Schweine aus dem Südschwarzwald verspeist.
Zu römischer Zeit wurden Tiere aus dem Hinterland zu den Städten gebracht.
Und wo ist es besser zu rasten als an einem Zusammenfluss von 2 Wasserläufen. Da braucht man nur eine Seite sichern.
Solche Plätze dürften seit der Antike genutzt worden sein.
Und da in Süddeutschland die keltische Tradition nie einen richtigen Abbruch hatte, dürfte auch das Wort dafür erhalten geblieben sein.
Also auch hier könnte ich mir vorstellen, dass der Wortstamm hinhaut.

Jetzt noch die Familie Jenisch aus Augsburg.
Beim recherchieren habe ich gelesen, dass die im Ursprung Kürschner waren, also am Wasser arbeitend.
https://www.stadtlexikon-augsburg.de/in ... 6ba1349822
Und auch Augsburg liegt an einem "Gen"
Da fliessen Lech und Wertach zusammen.

Insgesamt ist für mich dieser keltische "Gen" Wortstamm schon eine Möglichkeit des Ursprungs für alle 3 .

So, dann bin ich mal gespannt, was ihr dazu meint.

Viele Grüße aus der Spitalstr.



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bongo » Mi 14. Mär 2018, 09:23

Im Etymologische Wörterbuch der Deutschen Familiennamen (1957-1960), Band I, A-J, S. 768; 769 ist folgendes über den Namen "Jenich(en)/Jenisch" zu finden:

S.768
Jenich(en) s. Jähnichen. 1563 Balth. Jenich (in der ält. Lit. Jenichen, was wohl bloß obliquer Casus), Goldschmied zu Nürnberg: Allgemeine Deutsche Biographie. XIII, 766; Nürnberger Ratsverlässe über Kunst und Künstler 1474-1618, Hgg. von Dr. Th. Hampe, Wien u. Leipzig 1904, 2 Bände; Nr. I Nr. 3937, u.a.

S. 769
"Jenisch s. Jähnisch. 1440 Barth. Yenisch (neben Genisch), Bürger u. Kürschner zu Augsburg; Deutsches Geschlechterbuch, Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien. XLI 17 (dort mit Stammreihe. Die Sippe muß eingewandert sein)."

Grüße


Forschungsgebiet
Büsingen a. H. Familie: Wabel,Wabl, Waibel, Waybel, Weibel etc.

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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bochtella » Do 22. Mär 2018, 16:05

Grüezi Bongo und Spitalstr,

vielen Dank für die Beiträge.

Die Bedeutung von Wörtern, damit auch von Flur-, Orts-, Familien-, Personengruppen- und Sprachennamen, lässt sich umso sicherer bestimmen, je mehr frühe datierte Belege zu deren Etymologie gefunden und ausgewertet werden können.
Im Geneal-Forum und bei Wikipedia finden sich zu den einzelnen Wortkategorien folgende frühe datierte Belege:

Wort jenisch / Jenisch:
Noch kein datierter Beleg.

Flurname Jenisch:
1678 beÿ Jaus (/Jans?) Haús im Weiler Gspon in der Oberwalliser Gemeinde Staldenried im Beitrag vom 1.3.2018.
1704 bei Jans Haus im Weiler Gspon in der Oberwalliser Gemeinde Staldenried im Beitrag vom 1.3.2018.
1816 zum Genischhaús im Weiler Gspon in der Oberwalliser Gemeinde Staldenried im Beitrag vom 1.3.2018.
1859 ze Jenschhaus im Weiler Gspon in der Oberwalliser Gemeinde Staldenried im Beitrag vom 1.3.2018.

Ortsname Jena:
1145 und 1182 Gene in Wikipedia.
1216 Iehene in Wikipedia.
1252 Iene in Wikipedia.
Mitte 15. Jh. Iena in Wikipedia.

Ortsname Grossjena:
1002 Gene im Beitrag vom 14.3.2018.

Familienname Jenisch:
1349 Jenisch und Ihenisch im Raum Augsburg im Beitrag vom 13.2.2016.
1440 Yenisch (neben Genisch) in Augsburg im Beitrag vom 14.3.2018.

Personengruppe Jenische:
13. und 16. Jh. Yeannische Freyleute im Thread Nichtsesshafte.
1793 Jenische im Thread Nichtsesshafte.

Sprache Jenisch:
1714 Jenisch im Thread Nichtsesshafte.
1721 Jenisch im Thread Nichtsesshafte.
1755 Jenaisch im Thread Nichtsesshafte.
1787 Jenisch im Thread Nichtsesshafte.
1791 Jenisch im Thread Nichtsesshafte.
1792 Jaunisch oder Jänisch im Thread Nichtsesshafte.
1793 Jenisch im Thread Nichtsesshafte.

Wer kennt weitere frühe datierte Belege zu den einzelnen Wortkategorien?

Bochtella



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Spitalstr » So 13. Mai 2018, 03:21

Hallo zusammen,

habe nochmal recherchiert.

Als erstes der Wortstamm.
Dazu habe ich mir als pdf folgendes Buch heruntergeladen:
Vergleichendes Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen
Mit dem Urkeltischen Sprachschatz von Whitley Stokes.

https://archive.org/details/vergleichendesw02fick


Darin ist auch der Wortstamm „Gen“ aufgeführt.
Dazu gleich ein Zitat von Seite 12:
In diesem Bande sind Grundformen, welche durch die keltischen
Sprachen nicht belegt werden, aber trotzdem als urkeltisch
angesetzt werden müssen oder dürfen, mit einem Stern (*) bezeichnet.
In manchen Fällen kann man übrigens schwanken, ob eine
Grundform als urkeltisch oder vorkeltisch, als erschlossen oder
überliefert zu betrachten sei.

So ist es auch bei dem Wort Gen, das auf Seite 110 behandelt wird.

*gen = lachen, ir. Lächeln

geni = Keil

geno-, genio- = Geburt

genu-s, genava = Mund
gall. Genava ,,Ostia".
ir. gin M., Gen. geno, Acc. PI. ginu. -|- cymr. gen „gena, mentum",
genau, PI. Geneuau

Übrigens Genava ist auch der Wortstamm von Genf und Genua.
Und das keltische Oppidum bei Genf lag auch an einem Gen.

Wenn man das dann mit dem Handel des Altertums vergleicht,
Binnenschiffahrt
Handelswesen der Bronzezeit
als die Flüsse die „Autobahnen“ waren, und Ochsen am Ufer entlang die Kähne zogen, wäre es unter Umständen schon möglich, dass es auf Basis dieses Wortstamms Gen die „Genischen“ gab, die im Auftrag des Königs/ Kaisers den Transport von Waren organisierten, bis eine Erneuerung eintrat.
Und das dürfte erst mit der frühen Neuzeit angefangen haben, als die Bürger der Städte die Oberhand über den „weltweiten“ Handel übernahmen, und sich der König auf eine Residenz zurückzog.
Und an einem Gen könnte oft ein Handelsposten gewesen sein, bei dem Waren ins Hinterland verladen wurden.
Der Ursprung für spätere Städte.
Da bei dem Wortstamm Gen anscheinend nicht endgültig geklärt ist, ob er urkeltisch oder vorkeltisch ist, und das überregionale Handelswesen schon um 4500 v Chr aktiv war, weiss keiner ob diese Tradition nicht eine Zeitspanne von 6000 Jahren umfasst.



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von abadis » So 13. Mai 2018, 09:46

Hallo,
für die Liste des möglichen Auftretens als Personennamen:

Archiv für Sippenforschung, 7. Jahrgang,
"Die Mitglieder der Thorner Bäckergesellen=Brüderschaft 1543-1615" von Dr. Max Prowe, Berlin-Lichterfelde
Heft 8, August 1930, S.264 Anno 1547 Georgi Jenische
Heft 9, September 1930, S.299 Anno 1571 Georgius Jenisch

Orginalschrift im Privatbesitz des Herrn Gustav Weese zu Thorn (1930)
Thorn siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Thorn
Es sollte sich um das preußische Thorn handeln.

Später scheint sich der Name nach "Jenichen" zu wandeln:
Heft 12, Dezember 1930, S.423 Anno 1631 Adam Jenichen von Breslau
Im gleichen Heft, anderer Aufsatz: "Das Subscriptionsbuch von Forst" von Otto Fischer, Pfarrer in Neukölln
S.427: 1814, 28.10. Jenichen, Ernst Moritz Cölestin [* Oppach, Ob.=Laus., 1769, O.Forst 1814. ...


Liebe Grüße von den Hunsrück-Höhen
Alexandra-Brigitte Scholz

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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bochtella » So 13. Mai 2018, 19:32

Grüezi Spitalstr und abadis,

vielen Dank für die Beiträge.

Bochtella



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Spitalstr » Do 21. Jun 2018, 16:20

Hallo,

noch einmal zu dieser Gen-Ursrungs-Spekulation.
Da ich diese 6.000 Jahres Spanne in den Raum gestellt habe,
möchte ich kurz auf ein vorkeltisches Ereignis in der Bronzezeit hinweisen.
Ca. 400 km nördlich von Jena, wurde in den 90ern das älteste SChlachtfeld Europas gefunden, an der Tollense.
Ca. 1250-1300 v.Chr. fand hier eine grosse Schlacht, mit +/- 4.000 Beteiligten statt.
Die Forschungen sind noch am Anfang, aber es wird spekuliert, dass eine Gruppe aus dem Süddeutschen bzw. Voralpenraum kommt.
Die Skelettreste waren von Männern zwischen 20 - 40 Jahren.

2 Artikel dazu:

Fernhandel provozierte größte Schlacht der Bronzezeit

Die Invasoren der Bronzezeit kamen aus dem Süden



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Spitalstr » Do 21. Jun 2018, 16:56

P.S.: Meine Meinung ist, dass es zum jetztigen Zeitpunkt zu früh ist, diejenigen aus dem Süden als Invasoren zu bezeichnen. Es könnten vielleicht auch die Verteidiger sein. Wenn man die Ergebnisse der Golduntersuchungen von der
Himmelsscheibe von Nebra sieht, deren Ursprung vom Mitterberg bei Salzburg ist,ist noch viel Platz zum spekulieren da.



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Spitalstr » Mi 25. Jul 2018, 21:17

Hallo zusammen,

auf der Suche nach etwas Anderem bin ich auf dies gestossen:

Sozialgeschichtliche Fehlinformationen über das Kempter Patriziergeschlecht Jenisch aufgrund mißverstandener genealogischer Fakten
Nebinger, Gerhart. (1990) - In: Genealogie Bd. 39 (1990) S. 411-413

Mit dieser Genealogie Zeitschrift hatte ich bisher noch nie zu tun.
Bochtella hast Du eine Idee, wie man an den Artikel kommen kann?
Habe leider gerade keine Zeit mich selber darum zu kümmern.
Danke im Voraus.

Viele Grüße



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Spitalstr » Mi 25. Jul 2018, 21:34

P.S.:
Nur der Vollständigkeit halber.
Gefunden online:
http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/ ... 2C+Gerhart



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Spitalstr » Mi 25. Jul 2018, 22:14

P.P.S.:

Die Jenisch in Kempten
Nebinger, Gerhart. (1984) -
In: Allgäuer Geschichtsfreund Ser. NF, Bd. 83/84 (1984) S. 140-255



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Re: Bedeutung des Familiennams Jenisch / Ihenisch

Beitrag von Bochtella » Do 26. Jul 2018, 07:17

Grüezi Spitalstr,

kenne diese beiden Arbeiten von Gerhart Nebinger nicht, die über den interbibliothekarischen Leihverkehr erreichbar sein sollten.

Bochtella



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