Auswanderung aus d Kanton Bern wg Glaubensfragen Ende d. 30-jährigen Kriegs

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Legolas
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Auswanderung aus d Kanton Bern wg Glaubensfragen Ende d. 30-jährigen Kriegs

Beitrag von Legolas » Fr 2. Dez 2005, 10:50

Hallo zusammen,
Ich suche Informationen zu der Auswanderung Ende des 30-jährigen Krieges, bei der mein Spitzenahn Jost-Ronker Heinemann, geb 1618 in Heimberg bei Thun, Kanton Bern, mit weiteren Familien (Jüngerich, Gärtner,u.a.) die Schweiz verlassen hat. Er und auch die erwähnten Familien gehörten den Mennoniten an.
1648 löste sich die Schweiz im "Westfälischen Frieden" vom Deutschen Reich. Die dadurch enstandene wirtschaftliche Krise löste in den Kantonen Basel, Bern und Solothurn einen Bauernaufstand aus, der 1653 mit der Niederlage der Bauern endete. Vermutlich hängt damit eine Verfolgung aller "Andersgläubigen" zusammen, die die Ursache dafür gewesen sein könnte, dass auch Jost-Ronker Heinemann seine Heimat verließ. Man vermutet, dass er in Thun (4 km von Heimberg) am Thuner See ein Schiff bestieg, um mit seiner Familie, wohl auch mit Hab und Gut, die Aare abwärts über Bern, durch den Bieler See, an Solothurn und Olten vorbei und dann den Rhein abwärts nach Deutschland zu fliehen.
Sein Ziel war Neuwied, wo Graf Friedrich III. von Wied Bewohner für seine im Krieg zerstörte Stadt suchte. So erließ er 1648 ein Toleranzedikt, das den Angehörigen aller Glaubensbekenntnissen volle Freiheit zusicherte. Gleichzeitig begann der Graf mit dem Bau eines Schlosses (1648-1653). Vielleicht haben Jost-Ronker und seine Kinder hier mitgearbeitet.
Von da kamen die Nachkommen dieser Familien schließlich ins Siegerland.
Viele Grüße
Ralf Heinemann


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Heinemann in der Schweiz

Beitrag von Wolf » Fr 2. Dez 2005, 20:24

Entweder sind damals gleich alle Namensträger ausgewandert - oder die Familien sind später erloschen. Alle heutigen Heinemann mit Schweizer Bürgerrecht sind jedenfalls nach 1882 (aus Deutschland stammend) eingebürgert worden.

Weitere Informationen: Vorkommen Heinemann in der Schweiz.


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Beitrag von Legolas » Sa 3. Dez 2005, 02:13

Gibt es in Schweizer Bürgerlisten Hinweise auf Peter Jüngerich, geb. 2.5.1680 in Heimberg bei Thun, Kanton Bern und Franz Benedict Gärtner, geb. 1686 in Seftigen bei Thun ?
Der erste ist auch einer meiner Spitzenahnen, der zweite ist der Spitzenahn einer Nebenlinie. Siehe auch Familienforscher im Siegerland, Familie Gärtner und Familienforscher m Siegerland, Familie Jünger(ich)
Bin für jeden Hinweis dankbar.


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Gärtner und Jüngerich in der Schweiz

Beitrag von Wolf » Sa 3. Dez 2005, 10:47

Auch diesen beiden Familien sind inzwischen in der Schweiz erloschen. Weitere Informationen unter:
Vorkommen Gärtner in der Schweiz
Vorkommen Jünger(ich) in der Schweiz

Zu lokalen Bürgerlisten im Kanton Bern kann ich nichts sagen - nicht mein Forschungsgebiet. Regional (Kanton Bern) sind mir bekannt:
Die Mannrechtsrodel von Bern (1694-1754)
Das Bürgerverzeichnis des Kantons Bern (1798)


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Auswanderung aus d Kanton Bern wg Glaubensfragen Ende d. 30-jährigen Kriegs

Beitrag von Legolas » Fr 9. Dez 2005, 08:22

Der Name Jüngerich hatte sich gewandelt von Güngerich / Gingerich.
Gibt's zu diesen Namen noch Verbindungen in der Schweiz?
- Editiert von Legolas am 09.12.2005, 23:56 -


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Güngerich aus dem Kanton Bern

Beitrag von Wolf » Sa 10. Dez 2005, 11:50

Gingerich wird im Familiennamenbuch nicht genannt - aber Güngerich - siehe Vorkommen Güngerich in der Schweiz


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Auswanderung aus d Kanton Bern wg Glaubensfragen Ende d. 30-jährigen Kriegs

Beitrag von gebhardino » Sa 19. Jul 2008, 18:44

Hallo Wolf,
kannst du für mich einen Blick in das Familiennamenbuch werfen ob dort der Name "Traber" vorkommt?
danke g.



Stephleuen
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Auswanderung aus d Kanton Bern wg Glaubensfragen Ende d. 30-jährigen Kriegs

Beitrag von Stephleuen » Mo 13. Okt 2008, 06:35

Bürgerverzeichnisse gibt es im 17. und 18. Jahrhundert keine. Alle Personenstandsdaten müssen aus den Kirchenbüchern herausgesucht werden. Bürger- und Burgerverzeichnisse werden erst ab etwa 1823 geführt.

Alle die damals aus dem Kanton BErn ausreisten mussten sich beim LAndvogt abmelden. Daher gibt es Verzeichnisse, sogenannte Reisepasslisten. Diese sind im Staatsarchiv des KAnton Bern einsichtbar.

Die Glaubensfrage ist mithin ein Grund zur auswanderung. Nach dem Bauernkrieg wurden viele Bauern die daran beteiligt waren enteignet und mussten sich eine neue Existenz suchen. Aber noch einen grösseren Grund war die Armut und diese war weit mehr verbreitet als Andersgläubige oder enteignete Bauern!

NAch dem 30-Jährigen Krieg war Deutschland und das Elsass ausgebrann und ganze Regionen menschenleer gefegt. Deutschland brauchte Bauern und da kamen ihnen die schweizer gerade recht.

Gruss Stephan Leuenberger



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Auswanderung aus d Kanton Bern wg Glaubensfragen Ende d. 30-jährigen Kriegs

Beitrag von le_tisserand » Mo 13. Okt 2008, 15:26

Original von Stephleuen
Alle die damals aus dem Kanton BErn ausreisten mussten sich beim LAndvogt abmelden. Daher gibt es Verzeichnisse, sogenannte Reisepasslisten. Diese sind im Staatsarchiv des KAnton Bern einsichtbar.
Das ist ja sehr interessant. Haben Sie nähere Informationen zu den Reisepasslisten (zB den Zeitraum, sind die Namen alphabetisch geordnet oder chronologisch)?

Waren diese Listen schon einmal Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung? Ist zB ungefähr bekannt, wie hoch der Anteil der "illegal Ausreisenden" war?

Die Quellen sind verm. sehr interessant, da so viel ich weiß in Deutschland oft nur "aus dem Berner Gebiet" vermerkt wurde, nur halt schwer zugänglich wenn sie nicht systematisch erfasst wurden.


LG Alexander

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Auswanderung aus d Kanton Bern wg Glaubensfragen Ende d. 30-jährigen Kriegs

Beitrag von Stephleuen » Mo 13. Okt 2008, 16:30

Ich selber habe diese Verzeichnisse bislang noch nicht konsultiert, aber ich habe mich letzte Woche bei einem erfahrenen Kollegen erkundigt. Auf jedenfall sind diese im Staatsarchiv des Kantons Bern gelagert und sollten eigentlich einsichtbar sein.

Wann die Listen Beginnen weiss ich nicht aber ich vernmute so ab 1648/49 und 1653/54 war das vermutlich ein Thema. Zu Beginn des 18. Jh. hat Bern ein Auswanderungsgesetz erlassen, wohl auf den Druck hin vieler Auswanderer. Bis dahin hat Bern die Auswanderung nicht gefördert und obschon eigentlich verboten dennoch geduldet.

Schauen Sie sich vielleicht noch meinen Thread an unter Schweiz KAnton BErn: Bernische Auswanderer im17. Jahrhundert.

In wie weit die Auswanderungszahlen wissenschaftlich erfasst und statistisch ausgewertet sind entzieht sich meiner Kenntnis. Am besten Si erkundigen sich bei der Universität Bern (Historische Philosophische Fakultät der Universitfät Bern) persönlich. Auf deren Internettplattform "Digibern" können Sie vielleicht sogar mehr erfahren.

Alles was sich im Staatsarchiv Bern befindet ist keineswegs schwer zugänglich. Die Schwierigkeit ist immer zu wissen wo man suchen muss. Das StAB hilft aber immer und in jedem Fall. Denn die provitieren davon auch. Ansonnsten durchfragen zb. Historischer Verein des Kantons Bern, Genealogische Heraldische Gesellschaft Bern. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass in der Nationalbibliothek sogar ganze Bibliographien zu den Quellen bernischer und schweizerischer Auswanderer aufliegen.
Ich kann hier noch die Homepage der Familie Trösch empfehlen: Die Familiengeschichte der Trösch von Thunstetten ist Beispielhaft aufgearbeitet und der Verfasser gibt seine Quellen sauber an. Er nennt unzählige Quellen zur Auswanderung aus dem Kanton BErn und der Schweiz. Unbedingt konsultieren.

So jetzt bin ich auch am Ende meines Lateins und Grüsse Sie

Stephan Leuenberger



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Auswanderung aus d Kanton Bern wg Glaubensfragen Ende d. 30-jährigen Kriegs

Beitrag von Thomas » Mo 13. Okt 2008, 17:59

Ich denke, dass Stephan die sog. Mannrechtsrodel meint. Nähere Infos dazu finden sich hier .

Gruss

Thomas


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Auswanderung aus d Kanton Bern wg Glaubensfragen Ende d. 30-jährigen Kriegs

Beitrag von Stephleuen » Di 14. Okt 2008, 07:13

Hallo Thomas

Ich kann das nicht mit Sicherheit sagen. Aber wie ich jetzt gesehen habe sind die Mannrechtsrodel eine zuverlässige und aufschlussreiche Quelle.

Ich wäre der Meinung, dass neben diesem Rodel noch ein Passverzeichnis besteht -?).

Zudem hat Bern seinen Auswanderern ein kleines Reisegeld erteilt. Ich würde meinen das dies auch irgendwo noch abgerechnet wurde. Vielleicht am ehesten in den Rechnungen der Landvögte oder Seckelmeister- Rechnungen.


Danke auf jeden Fall für Deinen Hinweis

Gruss Stephan Leuenberger



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