Illi von Bonstetten ZH

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Konstantin Huber
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Kraichgau 156: Illi aus Bonstetten

Beitrag von Konstantin Huber » Do 10. Aug 2006, 19:22

Wer kann beantworten, ob es sich um denselben oder um zwei verschiedene Personen handelt?

1. Hans Jakob Illi ("Gilg"), Sohn des Valentin zu "Bonstätten aus dem schweitzerland zürcher gebiets" (Leinenweber, + vor 1656), Leinenwebergeselle, oo Eisingen (Enzkreis) 27.11.1655 Gertraud Jung (~ Eisingen 8.7.1627 oder 8.7.1628, Eltern: Hans, Bürger, + 1634, und Margaretha Ziegler), keine Kinder im Taufbuch Eisingen.

2. Jakob Illi ("Jüle"), Sohn des Valentin (Veltin) zu "Baustetten Zürcher gebiets" (Gemeinsmann, + vor 1661), oo Bretten (Lkr. Karlsruhe), reformierte Pfarrei, 29.4.(?).1660 Anna Magdalena Thurneysen ("Dürneisen") (Vater: Jacob, von Basel) [Taufbuch Bretten habe ich noch nicht ausgewertet]

Ich weiß nicht, ob es zwei verschiedene Valentin in Bonstetten gab. Wenn nein, müsste es sich um denselben (Hans) Jakob handeln, wogegen aber klar die Nennung des Vaternamens 1660 spricht. Hans Jakob sind hierzulande oft nur als Jakob bezeichnet - und auch einmal umgekehrt.

Im Abwesendenverzeichnis Bonstetten [1656/57], 1661 und 1663 ist jeweils genannt: "Hanß Jog(e)li Gilg, (hußhablich) im Wirtenberger Land" (1663: mit einem Kind).

Weder Eisingen (badisch) noch Bretten (kurpfälzisch) gehörten zu Württemberg, aber das wusste man in der Schweiz nicht so genau.
- Editiert von Konstantin Huber am 10.08.2006, 20:39 -


Konstantin Huber

Thomas
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Kraichgau 156: Illi aus Bonstetten

Beitrag von Thomas » Do 10. Aug 2006, 19:59

Der Vorname "Valentin" ist mir bei den ILLI (Schreibweise bis ins 18. Jahrhundert oft GILG) aus Bonstetten noch nie begegnet.

Hingegen gibt es einen ca. 1590 geborenen Walti GILG, verheiratet mit einer Margreth Sprecher. Dieses Paar hatte gemäss IGI folgende Kinder:

Magdalena GILG *1611
Jageli (Jakob) GILG *1613
Heinrich GILG *1617
Hans GILG *1622
Anneli GILG *1625
Hans Jagli GILG *1632
Hans Heinrich GILG *1633

Es gibt in dieser Familie also zwei Söhne mit dem Namen Jakob!

Gruss


Thomas


Thomas Illi, Wolfhausen

Konstantin Huber
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Kraichgau 156: Illi aus Bonstetten

Beitrag von Konstantin Huber » Do 10. Aug 2006, 20:11

Super! Das wird wohl die Lösung sein.
In Eisingen heißt es zwar im Original eindeutig "Valentin", aber wenn der Bräutigam als Vatername "Wälti" oder "Walti" angab, hat der Pfarrer wohl an das hier übliche "Veltin" oder "Vältin", die Abkürzung von Valentin, gedacht und entsprechend "übersetzt".
Ich gehe dann einmal davon aus, dass "Walti" als "Walter" zu normalisieren ist. Der germanische Vorname Walter ist im 16.-18. Jh. zumindest im südlichen Kraichgau völlig ungebräuchlich.


Konstantin Huber

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Kraichgau 156: Illi aus Bonstetten

Beitrag von Thomas » Do 10. Aug 2006, 20:27

Walti ist in der Tat auch heute noch die in der Schweiz gebräuchliche (umgangssprachliche) Form für Walter.

Gruss

Thomas


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Gilg in Bonstetten ZH

Beitrag von Thomas » Fr 11. Aug 2006, 08:49

Zur Herkunft des Namens ILLI im Kanton Zürich (altverbürgert in Bonstetten, Aesch b. Birmendorf, Nürensdorf und Stallikon, das ursprünglich zu Bonstetten gehörte) folgende Ergänzung:

Der Name leitet sich ab aus dem Taufnamen GILG, der deutschen Form von Aegidius (frz.: Gilles). Das Historisch-Biographische Lexikon der Schweiz nennt als "Stammvater" der Bonstetter ILLI einen 1463 erwähnten "klein Gilg Schmid". Bereits der Winterthurer Historiker Dr. Hans Kläui zweifelte dies 1965 an und hielt die Abstammung der ILLI von einem bereits 1454 in den Zürcher Steuerbüchern erstmals erwähnten, bis 1470 regelmässig in Bonstetten aufscheinenden "Gilg von Lunkhofen" für wahrscheinlicher.

Tatsache ist: Die erste Erwähnung von GILG in Bonstetten als gefestigter Familienname datiert aus dem Jahr 1504 ("Rudolf GILG", erwähnt im Zürcher Glückshafenrodel). Ebenfalls im Glückshafenrodel von 1504 taucht auch der oben erwähnte "Gilg Schmid" wieder auf, zusammen mit zwei Söhnen und drei Enkeln, die 1504 immer noch allesamt "Schmid" heissen, was klar beweist, dass die im HBLS von 1931 aufgestellte Stammvater-These des "Gilg Schmid" falsch ist...

Im 17. Jahrhundert verzweigte sich die Familie in andere Orte der Region, z.B. 1677 nach Aesch bei Birmensdorf. Bis ins 18. Jahrhundert war die Schreibweise GILG (Variante: GILGI) nebst ILLI oder JLLI die gebräuchliche Form des Namens. Um 1800 setzte sich allmählich ILLI durch.

Die Abwandlung des Taufamens "Gilg" zu Familiennamen wie ILLI, GILG, GILGEN, ILG etc. vollzog sich unabhängig auch an anderen Orten. Eine genealogische Verbindung der GILG/ILLI von Bonstetten besteht meines Wissens aber nur zu den ILLI mit alten Bürgerrechten (vor 1800) im Kanton Zürich.

Gruss

Thomas
Siehe dazu auch den Thread Illi ausserhalb Bonstetten
- Editiert von Wolf am 08.03.2008, 12:47 -


Thomas Illi, Wolfhausen

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Gilg(i) / Illi von Bonstetten ZH

Beitrag von Wolf » Fr 11. Aug 2006, 19:54

Eine ähnliche Erklärung "Gilg > Jili > Ili > Illi" bringt das Büchlein Zürcher Familiennamen. Dort wird ebenfalls klein Gilg Schmid und sin wib 1463 erwähnt (ohne ihn als Stammvater zu bezeichnen) sowie Ruodolf Gilg von Bonstetten 1504.

Die "Gilgi" von Bonstetten wurden übrigens von Alfred Reichen erforscht. Seine Unterlagen sind m.W. heute im Besitz von Manuel Aicher.

Kann nun davon ausgegangen werden, dass die damaligen Gilg(i) und die heutigen Illi von Bonstetten nicht nur etymologisch, sondern auch genealogisch zusammenhängen?


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Gilg(i) / Illi von Bonstetten ZH

Beitrag von Thomas » Sa 12. Aug 2006, 09:58

Ja: Die damaligen GILG/GILGI und die heutigen ILLI mit alten Bürgerrechten in Bonstetten und Aesch b. Birmensdorf sind eindeutig identisch. Hans Ulrich Pfister vom Staatsarchiv Zürich führte mir gegenüber dazu folgendes aus (Zitate):

"Die Form "Gilg" des heutigen Familiennamens Illi dominiert im 17. Jahrhundert. Im Verzeichnis von 1635 (S. 300a) setzte der Bonstetter Pfarrer den Zwischentitel "Die Gilgenen"... Das Bevölkerungsverzeichnis von 1695 nennt als erste Familie (S. 325): Jakob "Gilg", Untervogt, getauft 16. Jan. 1631, verheiratet mit Barbara Glättli, getauft 17. Okt. 1630; Sohn: Rudolf "Gilg", getauft 24. Juli 1659, verheiratet mit Anna "Gilg", getauft 5. Juni 1659; es folgen die Namen von 5 Kindern (zwischen 1682 und 1693 geboren)."

Die genealogische Verwandtschaft der ILLI von Bonstetten und der ILLI von Aesch ist eindeutig belegt (Zitate von Hans Ulrich Pfister, Staatsarchiv Zürich):


"Die ersten Illi sind in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Bonstetten nach Aesch zugezogen. Jakob Illi und Regula Glättli wurden am 23.2.1664 in Bonstetten getraut. Im Bevölkerungsverzeichnis von Bonstetten aus dem Jahr 1670 ist die Haushaltung auf Seite 765 aufgeführt: Jakob Illi ("Jogeli Gilg"), (Beiname: Spärli), und Regula Glättli; Kinder: Heinrich 5 1/2, Hans Jakob 1 1/2 (Altersangaben in Jahren). Die nächsten Bevölkerungsverzeichnisse datieren aus dem Jahr 1678. Nun ist die Familie im Bevölkerungsverzeichnis Birmensdorf 1678/1679 auf Seite 788 unter Aesch aufgeführt: Jakob Illi und Regula Glättli; Kinder: Heinrich 14, Hans Ulrich 12, Hans Jakob 10, Kleinjakob 7, Hans Heinrich 5, Elisabeth 2."


Thomas
- Editiert von Thomas am 12.08.2006, 11:15 -


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Beitrag von Konstantin Huber » So 13. Aug 2006, 18:38

Hans Ulrich Pfister teilte heute bilateral mit:
Zur neuesten Anfrage Illi kann ich beitragen, dass im Knonauer Amt der Vorname "Welti" gebräuchlich ist, der aber nicht mit Walter identisch ist.


Konstantin Huber

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Beitrag von Konstantin Huber » Do 17. Aug 2006, 16:43

Inzwischen hat Hans Ulrich Pfister "nachgelegt" - und zwar wie immer sehr überzeugend. Ich zitiere:
Die Durchsicht der BV Bonstetten 1634-1649 hat ergeben, dass es
tatsächlich zwei verschiedene Wälti Illi in Bonstetten gab! Und von
beiden dürfte je ein Sohn in den Kraichgau gezogen sein.

Der eine Wälti Illi ist mit seiner Frau Margaretha Sprecher nur 1634
aufgeführt (vgl. Angaben im IGI, mitgeteilt von Thomas). In den
folgenden Verzeichnissen figurieren seine Kinder als Waisen, darunter
der um 1612 geborene Jakob und der um 1631/1632 geborene Hans Jakob.
Jakob (* um 1612) verheiratete sich vor 1637 mit Anna Baur und ist mit
seiner Familie noch 1670 in Bonstetten aufgeführt, fällt also als
Auswanderer ausser Betracht.

Der zweite Wälti Illi war mit Elisabeth Baur verheiratet. Dieses Ehepaar
wird von 1634 bis 1649 genannt und hatte einen Sohn Jakob, * um 1635/1636.

Genauere Angaben sind dem Anhang zu entnehmen.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.


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Beitrag von Thomas » Do 16. Nov 2006, 09:01

Folgende ILLI von Bonstetten erwarben nach 1872 das Bürgerrecht der Stadt Zürich:

Johann Jakob ILLI, * 1854, verh. 1878 mit Karoline Kleiner

Jakob ILLI, *1868, verh. mit Rosine Rebsamen (+ 1899) und in zweiter Ehe 1899 mit Pauline Egli, Kinder: Johann Jakob (*1897), Julius (*1900), Emma (*1902)

Oskar ILLI, *1877, geschieden 1904 von Eugenie Eisenmann (v. Mannheim Deutschland)

Otto ILLI, *1877

Johannes ILLI, *1856 (Einbürgerung 1904)

Quelle: Verzeichnis der Bürger der Stadt Zürich, 1872 und 1904

Gruss

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Beitrag von Thomas » So 7. Jan 2007, 11:58

In der Wappensammlung von Dr. Hans Kläui (Staatsarchiv Zürich) findet sich ein Wappen der Illi von Bonstetten. Die Original-Wappenblasonierung lautet:

Schild: Gespalten von Rot und Silber; in jedem Schildfeld über einem Stierkopf eine Raute, alles in gewechselten Farben.

Helmzier: Von Rot und Silber gespaltener Flügel, mit zwei Rauten in gewechselten Farben belegt.

Helmdecke: Rot und Silber.

Gemäss Dr. Hans Kläui besitzt dieses Wappen eine Zuständigkeit für alle Illi aus den (Zürcher) Bezirken Affoltern und Dietikon, also für die alten Bürgerorte Bonstetten, Aesch b. Birmensdorf und Stallikon.

Gruss


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