Geschichte der Genealogie (speziell in der Schweiz)

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Geschichte der Genealogie (speziell in der Schweiz)

Beitrag von Wolf » Mi 16. Aug 2017, 13:16

Wie man heute Familienforschung betreibt wissen wir - oder können uns in Büchern bzw. auf dem Internet Rat holen. Aber ... gibt es Untersuchungen / Publikationen zur geschichtlichen Entwicklung der Genealogie - nicht nur, aber speziell in der Schweiz? Nur ein paar mögliche Fragen:

Wann, wie, warum hat sich die Genealogie von Adel und Patriziergeschlechtern zur Erforschung der Geschichte von Familien "normaler Sterblicher" entwickelt?

Welche Triebfeder hat zur Erstellung "staatlicher" genealogischer Sammlungen (wie z.B. die Stemmatologia Sangallensis) bzw. privater Sammelwerke (wie z.B. das Toggenburgische Genealogienwerk) geführt - und welchen Einfluss hatten diese Sammlungen auf die Entwicklung der Familienforschung in einem erweiterten Bevölkerungskreis?

Wie hat der Missbrauch der Familienforschung im Dritten Reich (Stichwort "Ariernachweis") deren Entwicklung beeinflusst - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Nachbarstaaten wie der Schweiz?

Wie hat die Verbreitung des Computers die Entwicklung beeinflusst - zuerst mit der Möglichkeit, grosse Datenbestände zu bearbeiten, später durch das Internet (schnelle Kommunikation über Kontinente hinweg, online abrufbare Datenbanken)?

Welchen Einfluss hat die zunehmende Kommerzialisierung, ausgehend von den USA, jetzt zunehmend auch in anderen Regionen der Welt um sich greifend?

Welchen Einfluss hat die (zumindest in vielen europäischen Ländern) zunehmend restriktivere Politik bzgl. Persönlichkeitsschutz auf die Entwicklung der Genealogie?

Welche Bedeutung hat die "DNA-Genealogie" gewonnen bzw. wird sie noch gewinnen?

Welchen Einfluss hat die in der Religion fussende Familienforschung der Mormonen auf Personen, die nicht Mitglied der Kirche sind - geht es darüber hinaus, dass die von den Mormonen zur Verfügung gestellten Möglichkeiten (Filme, Online-Datenbanken) benützt werden?

Wo gibt es ausserhalb der "christlichen Familienforschung" in Zentraleuropa abweichende oder zusätzliche Entwicklungen, wie in der jüdischen Familienforschung oder den Überlieferungen in abgegrenzten Regionen, wie Island?

Welche Rolle spielt die Genealogie in den Sozialwissenschaften (statistische Auswertungen von genealogischen Daten grösserer Bevölkerungsgruppen)?

Wie werden sich alternative Formen des Zusammenlebens (Stichwort "Patchwork-Familien" oder Familien ohne Trauschein der Eltern) auf die Zukunft der Genealogie auswirken?

Was ist der Zusammenhang mit Fragen die am Institut für Familienforschung und Familienberatung in Fribourg untersucht werden?

Ein Einstieg in die Diskussion ist der Beitrag "Genealogie" im Historischen Lexikon der Schweiz.

Anstoss, über das Thema nachzudenken, war folgende Anfrage: http://forum.genealogy.net/index.php?pa ... adID=70970


Wolf Seelentag, St.Gallen
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Re: Geschichte der Genealogie (speziell in der Schweiz)

Beitrag von Wolf » So 20. Aug 2017, 19:27

Über die Mailingliste der SGFF erreichte mich folgender Kommentar:
Sehr geehrter Herr Seelentag

ich finde die Fragestellungen sind absolut berechtigt und interessant.

Meinerseits verdanke ich dem Missbrauch einige Klärungen:
Wie hat der Missbrauch der Familienforschung im Dritten Reich (Stichwort "Ariernachweis") deren Entwicklung beeinflusst - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Nachbarstaaten wie der Schweiz?
Einerseits konnte ich dank eines Ariernachweises die Herkunft einer ausserehelichen Mutter im Sudetengebiet finden. Dies war schon mit der amtlichen Beglaubigung untersucht worden und der Vater war somit bekannt.
Anderseits hat ein Verwandter der gemeinsame Ahnen hat, die Familie meiner Grossmutter soweit erforschen lassen, wie es die Kirchenbücher erlaubten. Er war leider Mitarbeiter bei Darré und hat seine Vorfahrenliste in einem Buch zusammengefasst.

Die Verfilmung der Kirchenbücher durch die Mormonen ist vielfach wertvoll und hat manchen Gang ins Archiv erspart. Aber nicht alle, da die Qualität der Aufnahmen bei schwacher Tinte nicht immer genügte und diese Seiten nur mit Farbaufnahmen und mit unterschiedlicher Belichtung lesbar sind. Auch fand ich Filme vor, die die gebundenen Seiten nicht ganz enthielten. Die Vornamen sind im Falz des Buches durch den schwarzen Schatten unleserlich.

Zur Frage, seit wann die Genealogie an Bedeutung gewann: So stellte ich fest, dass bei den Stadtbürgern insbesondere mit Ämtern nebst dem eigenen Wappen auch die Filiationen Bedeutung hatten. Register der Zünfte / Innungen.
Unbedeutend war dies bei den Untertanen des österreichischen Herrschaftsgebietes. Da sind die Grundlagen für die Steuererhebungen und die früheren Robotpflichten zwar ergiebig, aber die Nachkommen dieser Personen haben z. T. kein Interesse an ihrer Herkunft. Gründe kenne ich nicht.

Vielleicht erwarten Sie solche Wortmeldungen? Besonders wissenschaftlich sind sie nicht. Es sind dies nur persönliche Eindrücke.
Mit freundlichem Gruss [Name]
Vielen Dank für Ihre Kommentare - nicht nur "wissenschaftliche" Anmerkungen helfen, ein Bild von der Entwicklung der Genealogie zusammenzutragen, sondern auch persönliche Erfahrungen oder Anmerkungen zu den eigenen Beweggründen.


Wolf Seelentag, St.Gallen
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Re: Geschichte der Genealogie (speziell in der Schweiz)

Beitrag von Wolf » Mo 21. Aug 2017, 09:31

Über die Mailingliste der SGFF erreichte mich folgender Kommentar:
Erst kürzlich las ich wieder irgendwo, dass die Auswanderung aus der Schweiz aus religiösen Gründen nach der Reformation, sowie die religiöse Verfolgung damals, längst nicht aufgearbeitet wäre und immer noch ein dunkles Kapitel sei. Viele Schweizer wären erstaunt, bzw. ihnen nicht bewusst, dass es Zeiten gegeben hätte, in denen Schweizer ins Ausland gegangen wären / haben flüchten müssen.

Tatsächlich ist mir daraufhin aufgefallen, dass Forscher aus dem Elsaß, der Pfalz und aus BaWü alle über Kreuz, also "international", auf der Suche unterwegs sind, plus der Anfragen der Amerikaner, es aber keine Anfragen von Schweizern auf den obigen Listen gibt.

Als Pfälzer / Elsässer / BaWü´ler ist man also praktisch gezwungen fast überall mit zu lesen, da unsere Vorfahren ab 1520, verstärkt aber ab 1670, zum Großteil aus der Schweiz (und natürlich auch anderswo) kamen, und dann auch noch weiter nach den USA oder auch Russland gegangen sind.

Ist das mein persönlicher, subjektiver Eindruck?

Gerade in heutiger Zeit, mit heutiger Migration und dem verstärkten Fremdenhass, wäre die Aufarbeitung / Veröffentlichung von früheren Migrationswellen und -gründen sicher wertvoll. Wir sind schließlich alle seit hunderten von Jahren Ein- und Auswanderungsländer.
Weiter wurde ergänzt:
..., vergiss mir die Brandenburger ("die Preußen") nicht! In das nach dem 30jährigen Krieg entvölkerte Brandenburg holte der preußische König ab 1680 gezielt Schweizer, Glaubens- und Armutsflüchtlinge und siedelte sie in den wüsten Dörfern neu an. Und so habe auch ich Schweizer Vorfahren aus dem Kanton Bern.
Dass grosse Teile Europas noch vor gut 100 Jahren Auswanderungsländer waren, sollte allen Familienforscher(inne)n bekannt sein: für eine Auswanderung nach Amerika gilt das insbesondere für Irland, aber neben der Schweiz auch für Deutschland.

Um zum Thema im Titel zurückzukommen: inwieweit könnte diese Auswanderung, also die Tatsache, dass man in der heutigen Heimat in den meisten Fällen nicht mehr als ein paar Generationen zurückkommt, die Popularität der Genealogie in Einwanderungsländern wie den USA beflügelt haben bzw. immer noch beflügeln? Fehlt diese Motivation vielleicht in der Schweiz, die ja erst kürzlich (in genealogischen Masstäben) zum Einwanderungsland wurde?


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Re: Geschichte der Genealogie (speziell in der Schweiz)

Beitrag von Walter » Mo 21. Aug 2017, 10:14

Eine vermutlich allgemein bekannte Abhandlung zur Genealogie findet man bei Wikipedia.

Sehr interessant ist auch das interdisziplinäre Projekt "Theo der Pfeiffenraucher" des Naturhistorischen Museums Basel, in Zusammenarbeit mit der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft der Region Basel (GHGRB). Ein gutes Beispiel, welche detektivische Kleinarbeit bei genealogischen Nachforschungen oft erforderlich ist.

------------------------------
Ergänzung (Mod.) - siehe auch:
viewtopic.php?f=52&t=9901
viewtopic.php?f=117&t=9963
Zuletzt geändert von Walter am Mo 21. Aug 2017, 15:13, insgesamt 2-mal geändert.


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Re: Geschichte der Genealogie (speziell in der Schweiz)

Beitrag von Wolf » Mo 21. Aug 2017, 12:08

Auf der Mailingliste der SGFF wird dann die Frage "Doch was soll hier die „Aufarbeitung“ bringen?" gestellt:
Die Aufarbeitung der religiös motivierten Migration ist meines Erachtens sehr komplex.
Das Werk des Historikers Martin Bundi, der zur Gewissensfreiheit in Graubünden geforscht hat, zeigte mir, dass zu ganz verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Anlässen Ausgrenzungen von religiösen Minderheiten stattgefunden haben, obschon seit den Ilanzer-Artikeln in Graubünden die Reformierten und die Katholiken sich gegenseitig tolerierten. Nicht jedoch Täufer u.a. Sekten.

In der Familienforschung ist es je ein Einzelfall oder eine kleine Gruppe, die betroffen ist.

Bekannter sind die Bekämpfung der Täufer im Zürcher Gebiet und in Bern.

Bekannt sind auch die Hugenotten und Waldensermigrationen. Beide berührten meine Ahnen, die ich aus Südfrankreich wie aus Ostdeutschland fand. Letztere als Siedler aus dem intoleranten Salzburg, die einer Einladung des Preussenkönigs folgten.

Doch was soll hier die „Aufarbeitung“ bringen? Dies müsste klarer gezeigt werden. Ich kann nur in meinem Umfeld forschen, „kreuz und quer“.
Auch hier möchte ich auf den Themen-Titel zurückkommen: was ist der Einfluss dieser Ereignisse auf die Entwicklung der Genealogie? Sind Familienforscher auf solche Schicksale gestossen und haben sich deswegen mit der Problematik befasst - oder war der Ausgangspunkt, dass sich die Religionsgeschichtsforschung mit der Problematik befasst und sich mit Einzelschicksalen genealogisch befasst, z.B. um die verwandtschaftlichen Zusammenhänge zwischen Täuferfamilien abzuklären? Wenn eher der letztere Ablauf stattgefunden hat - ab wann?


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Anmerkung zu Beiträgen aus der SGFF-Mailingliste

Beitrag von Wolf » Mo 21. Aug 2017, 17:20

Wolf hat geschrieben: Mo 21. Aug 2017, 09:31 Über die Mailingliste der SGFF erreichte mich folgender Kommentar: .....
Ich hatte eine identische Nachricht an die Mailingliste der SGFF gerichtet und es den Lesern freigestellt, direkt im Forum oder über die Liste zu antworten - mit dem Hinweis, dass (sinnvolle) Beiträge aus der Liste in das Forum kopiert würden. Da ich nicht in jedem Einzelfall fragen möchte, ob die Autoren auch mit einer Namensnennung einverstanden wären, fehlen in den jeweiligen Zitaten Hinweise auf die Autoren.


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Re: Geschichte der Genealogie (speziell in der Schweiz)

Beitrag von Svenja » Mo 21. Aug 2017, 21:37

Hallo Wolf und an alle Interessierten

Zum Thema der Auswandererforschung kann ich aus meiner Erfahrung folgendes beitragen:

Für Amerikaner oder eben auch Elsässer, Pfälzer usw. handelt es sich um direkte Vorfahren, deshalb ist es für sie wichtig diese zu erforschen.

Für Schweizer und Deutsche hingegen handelt es sich bei den Auswanderern meist nicht um direkte Vorfahren, sondern um deren Geschwister.
Manche Schweizer und Deutsche interessieren sich nur für die direkten Vorfahrenlinien und somit stossen sie gar nicht auf die Auswanderer.
Oder sie interessieren sich nur für Namen und Daten und nicht für mehr Informationen über das Leben der Vorfahren.

Vielfach ist in den Familien auch gar nicht mehr bekannt, dass irgendwann mal jemand ausgewandert ist oder wer genau wohin ausgewandert ist.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Suche z.B. in Nordamerika ist jedoch, dass man Namen und Daten zu den ausgewanderten Personen kennt.
Wobei es meiner Erfahrung nach einfacher ist, die Spur von Europa nach Amerika zu verfolgen als von Amerika aus den Herkunftsort in Europa zu finden.

Ich selber befasse mich schon seit 10 Jahren intensiv mit verschiedenen Facetten dieses Themas:

- mit Auswanderern vom Ägerital im Kanton Zug in der Schweiz nach Amerika (19./20. Jahrhundert)
- mit Auswanderern aus dem Kantonen Zug und Schwyz nach Frankreich (19./20. Jahrhundert)
- mit Soldaten/Söldnern in Fremden Diensten (vor allem in Frankreich (17./18./19. Jh./1. Weltkrieg)

- zudem beantworte ich in diversen Ahnenforschungsforen Anfragen zu Auswanderern aus Deutschland nach
Nordamerika, Südamerika und Australien oder helfe Deutschen ihre Vorfahren in Elsass-Lothringen zu finden.

Bleibt noch zu erwähnen, dass ohne das Internet solche Forschungen in diesem Ausmass gar nicht möglich wären.
Falls ihr nun selbst nach Auswanderern oder Soldaten forschen wollt, schaut euch die Links auf meiner Website an.

Gruss
Svenja


Meine Genealogie-Datenbank ist online einsehbar:
Venez voir mon arbre généalogique online:
http://gw.geneanet.org/svenja1978

Zusätzliche Infos über meine Vorfahren, historische
Hintergründe, viele ITEN in den USA:
https://iten-genealogie.jimdofree.com/

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Re: Geschichte der Genealogie (speziell in der Schweiz)

Beitrag von hood » Mo 21. Aug 2017, 21:48

Hallo Wolf
Mir scheint es, dass sich bis jetzt wohl niemand die Gedanken gemacht hat wie die Genealogie entstanden ist. Dies könnte ein Thema sein, welches ein Geschichtsforscher aufgreifen könnte.

In den Familien in welchen ich bisher geforscht hatte, ist mir auf gefallen, dass vor allem die Familien welche etwas zu sagen hatten, Stammbäume erstellen liessen.

Es gibt jedoch auch hier eine Ausnahme. Im ersten Kirchenbuch der Gemeinde Filisur erstellte der Herr Pfarrer Leonhardi ca. im Jahre 1590 pro Haushalt einen kurzen stammbaumlichen Einblick. Vor rund 30 Jahr hatte man diese Schrift aus dem romanischen ins deutsche übersetzt, leider ist sie sehr kompliziert, da Leonhardi aus seiner Sicht geschrieben hat und viel von seiner Tanten und Onkeln geschrieben hatte. Jedoch konnte man dank dieser Aufzeichnung die Familien bis rund 1500 zurückverfolgen.

Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass sehr viel auch mit der Bildung zu tun hat. Konnte doch ein einfacher Bauer meist nicht schreiben und hatte die Zeit nicht wie wir heute. Dies zeigt zum Beispiel auch das Viridarium der Familie Rusconi https://staatsarchiv.lu.ch/schaufenster ... viridarium, in diesem sind ausschliesslich die Patrizier der Stadt Luzern aufgeführt.

Zum Thema Auswanderung würde ich es nicht ausschliesslich auf das Thema Religion fokussieren. So lohnt es sich auch das Buch „Hier hört man keine Glocken“ von Peter Michael-Caflisch zu lesen. http://www.hierundjetzt.ch/de/catalogue ... _13000291/ Es behandelt div. Aspekte der Auswanderung, vor allem in 19. Jahrhundert. In Graubünden kommt man zudem bei der Forschung oft mit Zuckerbäcker in Kontakt welche entweder zurückkommen oder für immer Ausgewandert sind.

Der Computer hat sicher in den letzten Jahren eine grossen Aufschwung in der Forschung ermöglicht, so war es doch vor Jahren noch undenkbar ohne ins Archiv zugehen ein Kirchenbuch anzuschauen. Für Hobby-Forscher welche neben bei noch 100% arbeiten ist dies eine grosse Hilfe. Ebenfalls ist es einfacher mit den heutigen Programmen das Erstellen der Stammbäume sicher hilfreicher. So finde ich auch die Verknüpfung der Familien einfacher als wenn ich die alten Familienbücher aus den Jahren 1940 sehe.

Bei der zukünftigen Familienforschung könnte es nur dann ein Problem geben, wenn der Zugang durch den Datenschutz noch mehr eingeschränkt wird. Sind doch die heutigen Zivilstandsregister grundsätzlich gut geführt. Eigentlich sehe ich nur bei den Familiennamen ein Problem, dass man nicht mehr sicher ist, ob der Vater auch wirklich den Namen den Kindern weiter gibt oder nicht. So könnten Fehler entstehen, welche evtl. vorher nicht entstanden wären.

Gruss urs


urs schocher, "haimweh bünder" ;-)

bduc67
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Re: Geschichte der Genealogie (speziell in der Schweiz)

Beitrag von bduc67 » Mo 21. Aug 2017, 23:04

Walter hat geschrieben: Mo 21. Aug 2017, 10:14Sehr interessant ist auch das interdisziplinäre Projekt "Theo der Pfeiffenraucher" des Naturhistorischen Museums Basel, in Zusammenarbeit mit der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft der Region Basel (GHGRB). Ein gutes Beispiel, welche detektivische Kleinarbeit bei genealogischen Nachforschungen oft erforderlich ist.
Es gilt auch für die Recherchen über die 1975 in der Barfüsserkirche in Basel exhumierte Mumie, in Zusammenarbeit, unter anderen, mit dem Cercle Généalogique d'Alsace, da es wahrscheinlich einen Zuzammenhang gibt mit Strasbourg und Wolfisheim (Bulletin du CGA n°198, juin 2017)

Grüsse
Blanche



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