Meng von Arosa GR

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Meng von Arosa GR

Beitrag von Meng » Mi 21. Aug 2013, 15:50

Mein Stammbaum der Familie Meng von Davos und Arosa beginnt mit Lutzi Meng, der vor 1665 in Arosa ein Bauerngut in der Seegrube gekauft hat und 1665 von der Gemeinde als Landmann angenommen wurde. Noch ungeklärt ist die Frage, woher dieser Lutzi Meng kam. Eine Möglichkeit ist Malix. Dort hat 1623 ein Bläsi Jakob Meng zusammen mit allen andern wehrfähigen Männern des Ort seinen Huldigungseid zugunsten der österreichischen Herrschaft ablegen müssen. Lutzis ältester Sohn heisst Bläsi , und weil der älteste Sohn normalerweise den Namen des Grossvaters bekommt, könnte dieser Bläsi Jakob der Vater von Lutzi Meng sein. Weiss jemand Genaueres?
Zuletzt geändert von Wolf am Mi 21. Aug 2013, 16:42, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: urspr. Titel: Meng von Davos und Arosa



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Re: Meng von Arosa GR

Beitrag von Wolf » Mi 21. Aug 2013, 16:47

Willkomen auf dem Forum: ich hoffe, es kann Jemand helfen.

Von mir nur ein kleiner administrativer Hinweis (auch für andere Leser): Meng sind seit vor 1800 Bürger von Arosa (vmtl. eben durch Lutzi Meng, 1665). Das Bürgerrecht von Davos erwarb eine Linie aus Arosa erst im 19. Jahrhundert - ca. 300 Jahre später.


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Re: Meng von Arosa GR

Beitrag von Meng » Mi 21. Aug 2013, 17:04

Arosa gehörte bis 1851 zu Davos. Alle Aroser waren also bis 1851 Davoser. Nach 1851 erhielten sechs in Arosa beheimatete Familien das Doppelbürgerrecht Davos und Arosa: Mettier, Jenny, Hold, Marugg, Brunold und eben Meng.



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Re: Meng von Arosa GR

Beitrag von Wolf » Mi 21. Aug 2013, 22:39

Schon wieder dazugelernt :oops: - ich gehe dabei einmal davon aus, dass dies nicht nur für die politischen Gemeinden, sondern auch für die Bürgergemeinden galt. Gab es denn vor 1851 überhaupt ein Bürgerrecht Arosa?

Wenn nein, wäre das FNB zumindest missverständlich.
Dort steht jetzt
Arosa a
Davos b (ungenau für 1851)

Stattdessen müsste es ja dann wohl heissen
Arosa b
Davos a
Lutzi Meng, der [...] 1665 von der Gemeinde als Landmann angenommen wurde
Von welcher Gemeinde ... Arosa (wo er ein Gut gekauft hatte) oder Davos (die Gemeinde, zu der Arosa bis 1851 gehörte)?


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Re: Meng von Arosa GR

Beitrag von Meng » Do 22. Aug 2013, 19:34

Casty zitiert in seiner Monographie "Arosa" (1971) aus den Protokollen der Gemeinde Arosa, die im 17. Jh eine relativ grosse Unabhängigkeit von Davos hatte: "Anno 1665 uff St.Jörgentag hat die Ehrsam Gmeindt den Ehren und achtbaren Lutzi Meng zum Landmann angenommen und verspricht er der gmeindt R 20 zu bezahlen." Was genau mit "Landmann" gemeint ist, weiss ich nicht. (Lutzi hat übrigens nicht bezahlt und musste gemahnt werden.)

1851 wurde Graubünden neu organisiert. An die Stelle der Bünde, Hochgerichte und Gerichtsgemeinden traten die Bezirke, Kreise und Gemeinden. Arosa nutzte die Gelegenheit, um sich von Davos völlig zu lösen und selbständige Gemeinde zu werden. Die nun nötige Neuregelung der Bürger- und Armenrechte führt zu Auseinandersetzungen* zwischen Davos und Arosa, die erst 1887 durch einen Entscheid des Regierungsrats beendet wurden. Darin wird festgelegt, dass die "Armenunterstützungspflicht für Hilfsbedürftige, die beiden Gemeinden verbürgert sind, zwischen den beiden Gemeinden so verteilt wird, dass Davos von den bezüglichen Kosten 3/4, Arosa 1/4 trägt." Damit gemeint sind auch die Nachfahren von Lutzi Meng, obwohl diese seit etwa 1810 nicht mehr in Arosa ansässig waren.

*Ein Beispiel: 1854 gelangte Jenaz an Arosa mit der Forderung, die Kosten für den in Jenaz ansässigen und armengenössig gewordenen Lutzi Meng zu begleichen. Dieser gebe an, dass seine Familie aus Arosa stamme (was auch stimmt). Arosa lehnte rundweg ab und verwies die Jenazer an Davos.

Soviel für heute. Danke für Ihr Interesse!



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Re: Meng von Arosa GR

Beitrag von Wolf » Fr 23. Aug 2013, 09:43

Leider fehlt mir das Detailwissen zur Entwicklung des Ortsbürgerrechts im (heutigen) Kanton Graubünden - ich habe deswegen in einem separaten Thread um allgemeine Erläuterungen gebeten.


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Re: Meng von Arosa GR

Beitrag von Meng » Sa 24. Aug 2013, 17:14

Bis 1851 waren die politischen Gemeinden in Graubünden die sogenannten "Gerichtsgemeinden", die verschiedene "Nachbarschaften" (rätorom. vischnauncas) umfassen konnten. So gehörten zur Gerichtsgemeinde Davos die Nachbarschaften Platz, Dorf, Frauenkirch, Glaris, Monstein und Arosa. In diesen Nachbarschaften regelten die Bürger die gemeinsamen Angelegenheiten, insbesondere z.B. die Nutzung der Allmende oder die Finanzierung der Kirche. Wenn nun Lutzi Meng 1665 von den Arosern als "Landmann" angenommen wird, heisst das, dass er von nun an dazu gehört und mitbestimmen kann.

Politisch und vor allem juristisch war Arosa damals Teil von Davos. Aber dieses Davos war weit weg, nur über Pässe erreichbar. Arosa war auf sich gestellt. Die erste Strasse von Langwies wurde erst 1890 gebaut. Die Aroser waren gezwungen, sich selber zu organisieren. Im 17. Jahrhundert ging es dabei nicht um Begriffe wie "Bürgerort" oder "Heimatort", sondern ganz praktisch um die Fragen, wer gehört zu uns, wer bezahlt mit, wer übernimmt Verantwortung.



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Re: Meng von Arosa GR

Beitrag von Wolf » So 25. Aug 2013, 18:43

Meng hat geschrieben:Im 17. Jahrhundert ging es dabei nicht um Begriffe wie "Bürgerort" oder "Heimatort", sondern ganz praktisch um die Fragen, wer gehört zu uns, wer bezahlt mit, wer übernimmt Verantwortung.
Korrekt - aber das ist m.E. doch die Definition des Bürger-/Heimatorts (unabhängig davon, ob genau diese Bezeichnung dafür verwendet wurde): das war die Sozialversicherung der Zeit - wenn eine Person armengenössig wurde, hatte der Heimatort für den Unterhalt (auf einer minimalen Stufe) aufzukommen.
Meng hat geschrieben:Ein Beispiel: 1854 gelangte Jenaz an Arosa mit der Forderung, die Kosten für den in Jenaz ansässigen und armengenössig gewordenen Lutzi Meng zu begleichen. Dieser gebe an, dass seine Familie aus Arosa stamme (was auch stimmt). Arosa lehnte rundweg ab und verwies die Jenazer an Davos.
Jenaz war also zumindest einmal der Ansicht, Arosa sei für den Unterhalt des Armengenössigen zuständig - also dessen "Heimatort". Dass man das dort anders gesehn hat, ist verständlich - wäre wohl heute auch noch so: wenn eine Zahlungsverpflichtung angemahnt wird, wird jede Versicherung versuchen, einen Grund zur Ablehnung zu finden :evil: . Ist bekannt, was aus dieser unterschiedlichen Beurteilung der Rechtslage geworden ist?


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Re: Meng von Arosa GR

Beitrag von Meng » Mo 26. Aug 2013, 12:52

Die Aroser haben den Jenazern nichts bezahlt. Erst nach 1887 wären sie verpflichtet gewesen, einen Viertel der Kosten zu übernehmen. Zu Gunsten der Aroser könnte man anführen, dass das Dorf, als es 1851 von Davos unabhängig wurde, gerade mal 52 Einwohner zählte. Davos hatte damals 1680 Einwohner. Die meisten Aroser waren Bauern, Bargeld war rar. Der steile Aufschwung setzte erste 1883 ein, als Arosa als Luftkurort entdeckt wurde. Nun wurden Sanatorien und Hotels gebaut und 1900 zählte Arosa bereits 1071 Bewohner.

Übrigen: was mich speziell interessiert, ist die Beziehung zwischen Arosa und Malix. Kam mein Urahn Lutzi Meng aus Malix?



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Re: Meng von Arosa GR

Beitrag von Bochtella » Sa 26. Dez 2015, 14:07

Grüezi Meng,

zu Landmann im Thread Landrecht / Landleute.

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